Alles echt?
Autor: Maximilián Balázs
Fotografie: Roman Rätzke
Einsame Straßen in naturbelassenen Gegenden sind ein Segen für jeden Fotografen. Roman Rätzke hat Glück, denn ein verregneter Tag in der Dünenlandschaft Dänemarks hält Anwohner und Touristen fern. So erwartete ihn nasser, aber unbefahrener Asphalt und eine unterschätzte britische Raubkatze – perfekte Voraussetzungen?

»Only the road and the dawn, the sun, the wind, and the rain, and the watch fire under stars, and sleep, and the road again.« John Masefield hätte es nicht besser formulieren können. Er beschreibt perfekt, womit wir Fotografen die meiste Zeit verbringen: mit der An-, Ab- und Weiterreise zu den verschiedenen Produktionen. Du fotografierst ständig in neuen, unbekannten Gegenden, verschiedenen Klimazonen und unter wechselnden Einflüssen. Jedes Mal ist alles neu. Eingewöhnungszeit? Pustekuchen. Was hilft, sind Anpassungsfähigkeit, Geduld und Kreativität.
Zurück zu Roman, zurück ins verregnete Dänemark, zurück zum Jaguar F-Type R. Die Voraussetzungen heute sind, sagen wir es mal so, bescheiden. Nebel erstreckt sich über die Straße, eine blühende Umgebung sucht man vergebens und auch die tiefstehende Sonne, die normalerweise für ein Licht- und Schattenspiel auf den eleganten Formen der Karosserie sorgt, wird von den Regenwolken verdeckt. Für Roman stellt sich nun die Frage: Welche Geschichte sollen die Bilder erzählen? Wie inszeniert man den Charakter dieses Coupés? By the way – wodurch zeichnet sich der Jaguar eigentlich aus?

Eine kleine Testfahrt liefert Antworten: »Der Jag ist durchaus in der Lage, deine Herzfrequenz zu beschleunigen. Du lockerst die Stabilitätskontrolle, drückst den Fahrmodusknopf auf »Dynamic« und stellst das Getriebe auf manuell um. Im eleganten Coupé steckt doch ein kleiner Hooligan. Beim Beschleunigen bricht das Heck zwar nicht so slapstickartig aus wie bei V8 F-Types mit Heckantrieb, aber auch das Allrad-System hat einen schelmischen Sinn für Humor. Der Sound, wenn du die Drehzahl über 4.000 U/min steigen lässt, ist fast so gut wie vor fast zehn Jahren, als der erste F-Type in einer etwas weniger emissionsbewussten Welt auf den Markt kam. Keine Spur britischer Etikette«, resümiert Roman.


Nach dieser kleinen Analyse steht das Motto der Fotoproduktion fest: Dramatik. Sowohl bei dynamischen als auch bei statischen Motiven. Die grauen Wolken, die nasse Straße und dunkle Umgebung für die gewünschte Stimmung nutzen, mit den Details und Formen des F-Type spielen und das Gefühl vermitteln, als würdest du selbst durch die Einöde fahren. Keine Sekunde kommt dir der Gedanke, dass Motive der Fotoproduktion eigentlich ganz anders geplant waren.
