What's next?

 
Autor & Fotografie: Maximilián Balázs


Motorradkleidung ist in erster Linie sicher. Stilsicher dagegen eher selten - abgesehen von einer schwarzen Lederjacke vielleicht. Julia Lein von BMW Motorrad zeigt mir, dass es auch anders geht. Und dass die Motorradjacke der Zukunft künftig noch viel kann als "nur" schützen.




Die Motorradwelt übt schon immer eine besondere Anziehungskraft auf Individualisten aus. Freiheit. Die direkte, ungefilterte Verbindung zur Umwelt, zur Straße. Zu diesem Kosmos zählt aber nicht nur das Motorrad, sondern auch die Kleidung und ihre verschiedenen Stile. Von schweren Lederjacken, funktionalen Goretex-Kombis bis hin zur schrillen, farbenfrohen Enduro-Ecke und ihren markanten Protektoren. So oder so: Das, was man auf dem Bike trägt, ist auch immer als »Biker-Kleidung« sichtbar.

Doch Zeiten ändern sich, auch in der Motorradwelt. Ein klares Zeichen hierfür ist der BMW CE 04. Elektrisch, futuristisch, polarisierend - anders eben. Und die Klamotten, die Fahrerinnen und Fahrer auf den Werbebildern tragen, unterscheiden sich ebenfalls deutlich von der Funktionskleidung in den oben genannten Kategorien. Sie sehen gar nicht wie Motorradsachen aus, sondern wirken irgendwie normal. Kann das denn sicher sein?




Julia Lein erklärt mir das, als ich sie in München treffe. Sie leitet die Designabteilung für Motorradbekleidung bei BMW. Wir stehen vor einer Kleiderstange mit einer breiten Auswahl an unterschiedlichen Jacken und Hosen. Für jedes Bike also die passende Bekleidung? Die studierte Modedesignerin lacht: »Nein. Eher für die passende Situation. Stell dir einfach vor, du hast ein Bike. Eine BMW GS Reiseenduro zum Beispiel. Die nutzt du ja nicht nur für lange, mehrtätige Touren. Wenn das Wetter schön ist, fährst du mit ihr auch zu Arbeit oder zu Freunden. Es geht also weniger um das Bike, sondern darum, für welchem Anlass man sich einkleidet.«

Julia zieht eine Cordjacke von der Kleiderstange. Einen Unterschied zu einer normalen Jacke erkenne ich nicht. Sie ist dünn, modisch, fühlt sich wertig an – und das soll bei einem Sturz schützen? »Definitiv! Die Sicherheits-Technologie entwickelt sich immer weiter. Wo früher dicke, vorgeformte Gelenkprotektoren waren, sind jetzt sehr flexible Protektoren mit intelligentem Design aus Weichschaum, die sogar einen besseren Schutz bieten. Natürlich haben wir dadurch viel mehr Spielraum« Ich nehme die Jacke in die Hand. Die Stellen mit den Protektoren spürt man nur, wenn man ganz genau nachfühlt.





Julia ist voll in ihrem Element. Nicht nur als Modedesignerin, sondern auch als erfahrene Motorradfahrerin. Wenn sie gerade nicht arbeitet, fährt sie mit ihrem eigenen Motorrad um den Globus. Auf und abseits der Straßen in Südamerika, Asien oder unbekanntes Zentraleuropa. Ihr Lieblings-Terrain? »Das offene Gelände ist meine Welt!«





Diese persönlichen Erfahrungen lässt sie zusammen mit ihrem Team in jedes neue Projekt einfließen. »An Schnitt, Farbe und dem Material orientieren wir uns - und an den Trends der aktuellen Modewelt. Sicherheit steht natürlich an erster Stelle. Uns ist aber auch wichtig, dass sich unsere Kunden und Kundinnen darin wohlfühlen, sie die Sachen gerne tragen und dass sie bequem..." Sie macht eine dramaturgische Pause, greift sie zu einer khaki-farbenen Jacke, macht eine geübte Bewegung, hält plötzlich einen khaki-farbenen Rucksack in der Hand und fährt fort: »... und praktisch sind!« Wow.


Und dabei solle es künftig nicht bleiben - im nächsten Schritt wird die Bekleidung zum Smart Device: Nach dem Motto »Plugged to life« verbindet sie die analoge Welt des Kunden mit der digitalen: "So entsteht ein ganzheitliches, hochemotionales und neu konzipiertes Mobilitätserlebnis.« Was das genau bedeutet? Julia zeigt mir eine Stelle am Arm einer Prototypen-Jacke. Ich drücke auf eine Touchfläche, woraufhin bestimmte Bereiche zu leuchten beginnen. "So ist man auch nachts gut sichtbar", erklärt die Designerin. Und in der Tasche könne man ganz einfach sein Handy anschließen und laden.





Julia Lein liebt es, ausgetretene Pfade zu verlassen - nicht nur, wenn sie auf ihrem Bike sitzt, sondern auch in der Berufswelt. Und sie legt hohen Wert darauf, trotz ihrer strategischen Verantwortung weiterhin am Zeichentisch zu stehen und gemeinsam im Team neue Ideen zu entwickeln. Die Neugierde treibt sie an: »Jeden morgen stehe ich vorm Spiegel und frage mich: What's next?«
 

   

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