Point of View.

 
Autor & Fotografie: Maximilián Balázs


Es gibt Autos, die einfach anders sind. Sie treten plötzlich ins Rampenlicht und wecken in dir das Verlangen, sie live zu sehen. Zu erfahren. So wie der Kia EV6 GT.




In Zeiten digitaler Reizüberflutung neigen wir schnell dazu, Objekte im Bruchteil einer Sekunde zu bewerten. Ein Like oder kein Like? Und dann ab zum nächsten Post im Feed. Wir leben nur von zusammenhanglosen Bildern ohne roten Faden und bewerten nur anhand einzelner Motive auf dem Smartphone Display. Und das kann so täuschen.

Als die ersten Fotos des Kia EV6 GT durch die News-Portale schwirrten, war ich sofort neugierig. Eine Meinung zum Design konnte und wollte ich mir aber noch nicht bilden. Als Fotograf weißt du, dass jedes Auto seine Winkel hat und dass die Zweidimensionalität der Fotografie oder Retusche durchaus mal an der Übersetzung der dreidimensionalen Skulptur eines Fahrzeugs scheitern kann. Vor allem in heutigen Zeiten, da die Transformation der Industrie natürlich auch nicht vor dem Design Halt macht.



Wir befinden uns in einer spannenden Phase und können zusehen, wie sich die automobile Welt neu erfindet. Etliche Parameter der Formgebung haben sich durch die neue Mobilität verändert: Elektromotoren – viel kleiner als Verbrenner-Motoren – sind zwischen den Rädern montiert, ein großes Getriebe verschlingt keinen Fahrgastraum mehr, eine Antriebswelle ist überflüssig und somit auch der Tunnel durch die Fahrzeugmitte.

Worauf ich hinaus will? Angesichts einer neuen und radikal anderen Plattform, auf der Fahrzeuge gebaut werden können, verfolgen Designer mittlerweile einen neuen Ansatz. Der Kia EV6 GT ist ein Paradebeispiel hierfür – das erste Fahrzeug der Marke, das es nur als Elektro-Variante gibt. Er sieht anders aus, weil er anders ist. Ein ungewohnter Anblick. »Opposites United« nennt die Design-Abteilung das Konzept. Ungewohnt auf Fotos. Ungewohnt im echten Leben?




Um das zu überprüfen, stehe ich im Wald. Genauer im hessischen Taunus. Neben mir der EV6. Die Farbe »Moonscape Matt« lässt nur wenige Reflektionen der Bäume zu und so verschwindet das Auto nicht, sondern man hat einen freien Blick auf die Flächen, Formen und Linien. Während ich um den Kia herumlaufe, versuche ich ihn Stück für Stück einzuordnen – die Front schmal und sportlich, die Seitenlinie hoch und muskulös. Das Heck mit dem Rücklicht-Design: abgeschnitten und einfach anders.



Ich schaffe eine Distanz zum Auto: Mit offener Blende bilden die Bäume im Vordergrund einen Rahmen um den Kia und der dunkle Hintergrund verschwimmt. Ein Kontrast auf mehreren Ebenen. Der matte Lack zusammen mit den großen Flächen lassen den EV6 herausstechen, ohne dass er wie ein Fremdkörper wirkt. Und immer wieder verfange ich mich am Heck. Egal wie ungewohnt die einzelnen Details wirken – aus technischer Sicht harmonieren sie im Sinne einer idealen Aerodynamik. Und das Heck führt die Linien entlang des langen Radstandes hinweg zusammen.

Genug philosophiert, die Motive sind im Kasten. Fazit? Er hat es mir angetan. Es war so spannend, diese neuartigen Formen optisch in Szene zu setzen! Winkel für Winkel völlig neue Welten, die inspirieren und den Blick weiten. Und das ist erst der Anfang, an dem wir uns befinden.


 


Zurück zur Startseite.